Definition der Philosophie

Artikel Philosophie im Handbuch philosophischer Grundbegriffe (Auszüge)

Der Begriff der Philosophie ist selbst Gegenstand der Philosophie. In diesem Sachverhalt sind alle jene Aporien zusammengefasst, die sich bei dem Versuch
ergeben, einen Begriff von Philosophie zu fixieren. Die begriffliche Fixierung setzt zunächst Philosophie, so wie sie in einem Common sense der Philosophen sich darstellt, voraus; ferner ist sie selber ein Produkt
philosophischer Reflexion und Ausdruck eines bestimmten Selbstverständnisses des Philosophen. Die Philosophie ist schon am Werk und mithin schon bestimmt, wenn sie daran geht, sich selbst zu bestimmen. (...) Versucht man in der Auseinandersetzung über den Philosophiebegriff selbst eine implizite Übereinstimmung festzustellen und einen Ansatz für die Bestimmung des Philosophiebegriffs dadurch zu gewinnen, dass man die Anerkennung der
Diskussionssituation schon als Votum für ein Philosophieverständnis interpretiert, dann ergibt sich als Charakteristikum dieses Ansatzes der Begriff der indefiniten Diskussion. Mit Diskussion ist ganz formal und allgemein die Austragung einer Meinungsverschiedenheit auf dem Wege der Argumentation, und d. h. in der Form von Definitionsvorschlägen, Behauptungen, Widerlegungs- und Begründungsversuchen gemeint.

Indefinit ist diese Diskussion dadurch, dass sie durch keine Voraussetzungen vorherbestimmt und eingeschränkt ist, die selber der Diskussion prinzipiell entzogen wären. Mit dem Begriff indefinit soll weder eine leere Bestimmungslosigkeit noch eine zeitliche
Endlosigkeit des Diskutierens, sondern der Abweis gemeint sein, den Rahmen der Diskussion - im Sinne der Statuierung eines Philosophiebegriffs - von vornherein festzulegen und damit in endgültiger Weise sowohl den Umkreis dessen, was in Frage gestellt wird, als auch die Methode, mit der dies geschieht,
definit zu machen. (...)

Wo immer sich Konstrukte verfestigen und - möglicherweise gerade durch ihre Perfektion - zum Zwang werden, wo Konstrukte einander abweisen und Feindschalten begründen, hält die Philosophie als nicht eingrenzbare Reflexion und Diskussion die Möglichkeit offen, die Konstrukte zu distanzieren und die Dinge, das Handeln und dessen Sinn im kommunikativen Prozeß neu zu konstituieren.