Projektskizze

Die genombasierte Personalisierung am Beispiel der modernen Onkologie steht im Fokus des zweijährigen Diskursvorhabens, das sich an Schüler, Doktoranden und Lehrer richtet. Junge Menschen und Multiplikatoren der Jugendbildung werden mit medizinischen, ethischen, rechtlichen, ökonomischen und sozialen Implikationen der personalisierten Medizin vertraut gemacht und zu einer reflektierten Urteilsbildung und Entscheidungsfindung angeleitet. Das Diskursprojekt nimmt auf die lebensweltlichen Kontexte der Teilnehmer Bezug und bringt sie mit wissenschaftlicher Expertise zu biomedizinischen Fragestellungen ins Gespräch.

 

Es rekurriert auf Ergebnisse und Methoden der Technikfolgenabschätzung und Partizipationsforschung und orientiert sich an den Verfahren Konsensuskonferenz und Bürgerforum. Das zugrunde gelegte Urteilsbildungsmodell geht davon aus, dass der technikinduzierte Bewertungsansatz durch den problemorientierten zu ergänzen ist. Es handelt sich um ein Verfahrensmodell mit inhaltlichen Implikationen, das in einer stufenweisen Prüfung der Ziele, Mittel und Folgen besteht.

 

Die Teilnehmer durchlaufen einen strukturierten Arbeits- und Diskussionsprozess, der in eine gemeinsame Empfehlung mündet. Die Arbeitsphasen integrieren jugendgerechte und aktivierende Methoden wie Szenariotechnik, Plan- oder Rollenspiel sowie „hands-on“ Experimente im Labor. Die Einbeziehung außerschulischer Lernorte stellt einen weiteren Praxisbezug her und knüpft an die Lebenswelt der Heranwachsenden an.

 

Das projektierte Vorhaben leistet sowohl in moralphilosophischer als auch in moralpsychologischer Hinsicht einen substantiellen Beitrag zur Grundlagenforschung. Bisher stehen kaum empirische Untersuchungen zur Verfügung, die darüber Auskunft geben, wie sich das moralische Selbstkonzept im Zeitverlauf und mit dem Erwerb von fachlichen und ethischen Kompetenzen verändert. Auf der Basis der gewonnen Daten und ihrer Interpretation  werden neue Einsichten in die Moralität menschlichen Handelns, aber auch methodische Ansatzpunkt für zukünftige Diskursvorhaben gewonnen.

 

Das Diskursvorhaben ist als kopierfähige Matrize für schulische Zusammenhänge (Regelunterricht, fächerübergreifender Unterricht, Projekttage) und außerschulische Lernorte wie das Netzwerk Schülerlabore in der Helmholtz-Gemeinschaft konzipiert. Die Lehrer- bzw. Doktorandenfortbildungen werden in das reguläre Programm von Lehrerfortbildungseinrichtungen bzw. in das internationale PhD Programm als Teil der naturwissenschaftlichen Grundbildung („Scientific literacy“) implementiert. Das Diskursvorhaben versteht sich als länderübergreifendes Modellprojekt für ein bundesweites Diskursprojekt.